Dass die Junge Welt nicht nur für seine politisch teilweise "scharfe" Bereichterstattung bekannt ist, sondern auch für herausragende Artikel zur Zeitgeschichte, zeigt der Beitrag "Stadt der Zuflucht -
Das alte Prag vor der deutschen Okkupation: Spuren der Emigranten vom Café »Continental« über das »Mánes« nach Strašnice".
"Prag, die Doppelstadt, die Wunderstadt, die Stadt der Dichter und Visionäre, nahm alle Bedrängten auf, ohne nach Gesinnung, Vermögen oder Paß zu fragen: Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Pazifisten, Freimaurer, Christen, Anarchisten, Intellektuelle und Künstler. Allen half sie, wenngleich alle auch ihre Angst vor dem überlegenen Reich im Norden mehr oder weniger zu spüren bekamen und die Behörden nicht selten bürokratische Hürden errichteten. ... Eine Tiefenanalyse dieses Verrates folgte prompt. Der Emigrant und tschechoslowakische Staatsbürger Thomas Mann veröffentlichte sie in Schweden unter dem Titel »Die Höhe des Augenblicks«, und sie bleibt – nicht zuletzt vor dem Hintergrund heutiger Geschichtsklitterungen kraft sogenannten »Diktaturenvergleiches« – weiterhin aktuell: »Die Geschichte des Verrates (Münchener Abkommen, Errichtung eines deutschen Protektorats über die Tschechoslowakei, Anm. ) durch der europäischen Demokratie an der tschechoslowakischen Republik, der Darbringung dieses der Demokratie verbundenen und auf sie vertrauenden Staates an den Faschismus, um ihn zu retten, ihn dauernd zu befestigen und sich seiner als eines Landsknechtes gegen Rußland und den Sozialismus zu bedienen – diese Geschichte gehört zu den schmutzigsten Stücken, die je gespielt worden sind.«
Wikpedia:
Münchener Abkommen
Reichsprotektorat Böhmen und Mähren
Thomas Mann
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