20070328

Charming Germans


Dass wir Deutschen nicht nur Ordnung und Sauberkeit lieben, sondern auch als die charmantesten Deutschen gelten können, davon wird sich "EU-Nörgler" Präsident Vaclav Klaus bei einem vierstündigem Treffen mit Bundespräsident Horst Köhler überzeugen können, der damit in die "Fussstapfen" von Bundeskanzlerin Angela Merkel tritt, die schon am Wochenende beim EU-Gipfel versuchte, neben guten Argumenten, durch Ihren Charme Klaus zu überzeugen. "Tschechische Medien spekulieren deshalb im Vorfeld des Köhler-Besuchs bereits über eine deutsche Charmeoffensive. Erst im Januar hat Bundeskanzlerin Angela Merkel als amtierende EU-Ratspräsidentin in Prag für eine Fortsetzung des europäischen Verfassungsprozesses geworben. Bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Römischen Verträge am Wochenende in Berlin suchte Angela Merkel demonstrativ die Nähe des tschechischen Präsidenten, der beim offiziellen Fototermin direkt neben der Kanzlerin stand – kein Zufall, vermuten die Prager Zeitungen." (aus "Köhler will in Tschechien für Europa werden" aus Der Tagesspiegel)

Links:
www.bundespraesident.de
Wikipdia: Horst Köhler

20070327

Ausgeprägte Euroneurose



Zur Skepsis Tschechiens und insbesondere zur ablehnenden Haltung des tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus zu jeglicher Art von europäischer Verfassung, veröffentlicht der Deutschlandfunk heute einen Kommentar. Die Frage lautet, was die Beweggründe für diese Haltung sind: Die "Beweggründe sind vielschichtig. Bei Vaclav Klaus gehört offenbar eine ausgeprägte Euroneurose dazu. Wie die zu bewerten ist, hat ein kleiner, stellvertretender Minister in Prag heute klar gestellt. Klaus' Meinung sei nur eine unter vielen, sagte er, und fügte hinzu, wenn auch die lauteste. Die übrigen Motive der Vertrags- und Verfassungsskeptiker sind rationaler, und das heißt: Man kann mit ihnen umgehen,, zum Beispiel mit der Kritik am Vorsatz, dass der neue EU-Vertrag unbedingt 2009 in Kraft treten soll. Dafür muss der Vertragstext aber bereits Ende 2007 in trockenen Tüchern sein. Und das behagt Prag und Warschau gar nicht, weil ab 2008 wieder über die Verteilung der Finanzmittel der EU gestritten wird.
Es ist eben eine Verlockung, die EU-Verfassung zur Geisel der eigenen Habsucht zu machen. Darüber mag man sich aufregen, doch Altruismus zählte noch nie zu den Grundwerten der EU. Und dann ist da noch die zumindest teilweise verständliche Verbissenheit, mit der Prag und Warschau sich grundsätzlich gegen die Übertragung von Souveränitätsrechten auf die europäische Ebene wehren. Nach Jahrzehnten unter sowjetischem Joch und nach deutscher Besatzung ist den Regierungen in Prag und Warschau einfach nicht danach." (ganzer Kommentar "Bruderschaft von kurzer Dauer" von Peter Kapern)

Wikipedia: Vaclav Klaus

20070326

lahme Presseorgie

Die Enttäuschung war Samstag abend relativ groß. In Deutschland hat man sich aber hauptsächlich mit der eigenen Mannschaft beschäftigt oder wie Franz Beckenbauer mal wieder Großmachtsfantasien entwickelt ("Wir sind die Nummer 1 in Europa ..." usw.). Wenn man bedenkt, dass man gegen den Nachbarn und engen Rivalen verloren hat, so berichtet auch die deutsche Presse fast nur über die tschechische und deren Selbstanprangerung. Zu lesen ist von "Nacht der Schande" bis "Schnell vergessen!" so die Pressestimmen in der FAZ unter "An die Wand gespielt.". Den "Kater" fasst sport1.at passend zusammen: "1:2! Nacht der Schande für Tschechien."
Die Netzeitung schreibt eine schöne Gute-Nacht-Geschichte, die natürlich immer schön zu lesen ist. Die Überschrift "Tschechen feiern nach Niederlage Orgie" hält aber nicht, was sie verspricht.

Da die Nachfrage nach Tickets bekanntlich das Angebot bei solchen Spielen meist größer ist, entschied das Losglück über ein Ticket. Radio Prag begleitete einen tschechischen Fan während der Neunzig Minuten im tschechischen Fanblock - zum Artikel "Mittendrin statt nur am Fernseher"

Die befürchteten Ausschreitungen blieben aus. Bis auf 23 Festnahmen unter denen 7 Deutsche waren, blieb es ruhig in Prag. "Deutsche Fans vor dem Spiel festgenommen". So sprach auch der deutsche Innenminister von einer guten Zusammenarbeit zwischen der Polizei Tschechiens und Deutschlands. (aus "Effektive Zusammenarbeit anlässlich des Länderspiels" aus der Hochrhein Zeitung)
Am Rande muss noch erwähnt werden, dass sich "Ost-Pop-Ikone" Vondrackova leicht versungen hatte und scheinbar die Schwierigkeiten der deutschen Nationalhymne unterschätzte. Über die etwas zu kurz geratene Hymne lesen wir bei n-tv.de in "Zu kurze Hymne in Prag". Doch sie erreichte nicht das Niveau von Sarah Conner mit ihrer legendären Interpretation "Brüh im Lichte dieses Glückes..." anno 2005.

Dass das Spiel von den deutschen Fans auch auf eine politische Ebene gebracht wurde, erkannte passend Rob Alef in seinem Blog "Volk ohne Raumdeckung": "Ansonsten zeigt sich der Erfolg der europäischen Idee an dem Umstand, dass die deutschen Fans in Prag “Auswärtssieg, Auswärtssieg !!” skandierten. Subtiler und zugleich glaubwürdiger hätte sich nicht zum Ausdruck bringen lassen, dass niemand mehr Anspruch auf die sudetendeutschen Gebiete erhebt. Eine schöne Geste, passend zum EU-Gipfel in Berlin." (in "Der Saum des Mantels des Bondcoachs")

20070322

Klaus Environtalismus

"Der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus hat den Umweltschutz mit dem Kommunismus verglichen. Die größte Gefahr für die Freiheit, Demokratie, Marktwirtschaft und Prosperität am Anfang des 21. Jahrhunderts sei nicht der Kommunismus oder seine "weicheren" Varianten. 'Der Kommunismus wurde durch die Gefahr eines ehrgeizigen Environmentalismus ersetzt', betonte Klaus in einer Antwort auf die Fragen von amerikanischen Kongressabgeordneten, die den tschechischen Staatschef um seine Auffassungen zum Thema der globalen Klimaveränderungen ersucht hatten. ...
Die Ideologie des Environmentalismus predige, dass es ihr um den Schutz der Erde und der Natur gehe. Unter diesem Slogan wolle sie jedoch - ähnlich wie einst die Marxisten - eine freie und spontane Entwicklung der Menschheit durch eine bestimmte Art einer zentralen - nun globalen - Planung der ganzen Welt ersetzen, meinte Klaus.
Die Environmentalisten betrachten laut dem tschechischen Staatsoberhaupt ihre Ideen als "die unbestreitbare Wahrheit". Ihre Argumentation basiere auf der Verbreitung von Angst und Panik durch die Behauptung, dass die Zukunft der Welt ernsthaft gefährdet sei, so Klaus." (ganzer Artikel in der Wiener Zeitung)

Aktualisierung:
Damit sich jeder eine eigene Meinung bilden kann, hier ein Interview im Original mit der Zeitung Hospody noviny über den Mythos "Globale Erwämung" sowie die deutsche Fassung.

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Panenkas Erben

Pünktlich zum EM-Qualifikationsspiel in Prag zwischen Tschechien und Deutschland erhöht auch die deutsche Presse den Druck. Hier die wichtigsten und interessantesten Vor- , Nach- und Rückblicke zur tschechischen Mannschaft.

Die Bild schürt die Angst vor Bierhoff Double Jan Koller, dem 2,02m großen Stürmer vom AS Monaco. Entsprechender verbaler Seitenfallzieher à la Bild fehlt auch nicht. Bild in "Löw: Riesen-Angst vor 2,02-m-Koller": "Als wir vor drei Jahren mit 1:2 gegen die Tschechen aus der EM flogen und Rudi Völler zurücktrat, saß Koller auf der Bank. Das wird am Samstag nicht so sein. Hoffentlich kriegen wir diesmal keinen Koller ... "

Die mögliche Aufstellung Tschechiens und die Nachnominierung von Vlcek (Wölfchen), vor dem die Bild zumindest vom Namen her mehr Angst haben sollte, findet sich in Czech Football Daily (eng.)

In Die Zeit erinnert man sich an die Ausschreitungen beim Freundschaftspiel in Bratislava gegen die Slowakei letzten Oktober "Länderspiel gegen Tschechien: Furcht vor deutschen Randalierern" und fragt sich wie Der Tagesspiegel in "Spielverderber": "Wie wollen die Sicherheitsbehörden Randale in Prag verhindern?".
Prager Zeitung: "Hooligans in Prag"
Oberpfalznetz: "Internationales Aufgebot gegen Hooligans "
Netzeitung: "´Problemfans´ halten Grenzpolizei auf Trab"
ddp: "Hooligans an Grenze zu Tschechiens gestoppt"

Über den überaus sympatischen und biergemütlichen tschechischen Nationaltrainer Karel Brückner berichtet Der Tagesspiegel: "Väterchen Brückner: Tschechiens Nationaltrainer hat auch durch den Misserfolg bei der WM nichts an Ansehen eingebüßt"

Eine Respektbezeugung gegenüber der Klasse von Petr Chech in der FAZ. Um ihn zu überwinden, benötigt man wahrscheinlich viel Podolskische Unbekümmertheit: "Peter Cech - Goldene Hände, schwarzer Helm"

Ein interessantes Interview mit David Jarolim im Hamburger Abendblatt: "Gefragt war Gehorsam"

Einem Rückblick auf deutsch-tschech(oslowak)ische Duelle widmet sich Goal.com: "Yesterday: Erneutes Frühlingserwachen in Prag?" sowie in der Rheinischen Post mit dem leicht missverständlichem Titel: "Deutsche Duelle mit Tschechien"

Die Berliner Zeitung zu Tschechien: "Chance für einen Fliesenleger"
Etwas plakativ und ohne Mährens Adler titelt die Lausitzer Rundschau: " „Böhmens Löwen“ spielen auf Sieg"
Kicker: "Optimist Pavel Kuka: 'Wir haben die bessere Mannschaft` " und "Tschechen selbstbewusst vor dem Gipfel in Prag"
Sportal.de: "Tschechien - Deutschland: Der Vergleich"
Sport1.de: "Tschechien setzt auf Heimvorteil und Offensive"
Wiesbadener Tagblatt: "Sticheleien vor dem Klassentreffen"

Was macht eigentlich Antonin Panenka (siehe Foto)? Er ist wieauch ich ein echtes Känguru ... "Ein Elfmetertor für die Ewigkeit" aus Neues Deutschland (www.fc-bohemians.cz)

Wer sich bei der Nationalhymna später fragen sollte, wer die fitgespritzte Endfünfzigerin sein sollte, findet hier Aufklärung: "Ost-Pop-Ikone Vondrackova singt deutsche Nationalhymne"

gezeichnet:
FAZ Comic: "Strizz - Tausend Raketen und dann auch noch Tschechien! "

Das Spiel live im Webradio bei http://www.swrcontra.de/ mehr infos hier.

20070321

Prag 2016

Die Sadt Prag und die Tschechische Republik planen, sich für die Olympischen Sommerspiele 2016 zu bewerben. Das hört sich gut und wird bestimmt auch eine Runde Sache, besonders für Politiker, die sich in der olympischen Sonne baden können. Dass jedoch eine solche Ausrichtung große finanzielle Risiken birgt, wird aber vorerst nicht an die Öffentlichkeit dringen. (Die Montrealer Bürger zahlen noch heute die für die Spiele 1976 aufgehäuften Schulden ab.) Damit auch nicht einmal ein solcher Eindruck entsteht, haben sich die Prager Stadtverordneten zu folgendem Statement durchgerungen, dass nicht nur als Lippenbekenntnis dienen soll: "Die veranschlagten Kosten von 135 Milliarden Kronen für die Ausrichtung des Großereignisses sollen durch Gewinne wieder wettgemacht werden, so dass am Ende kein Minus für Prag entstehe, so die Überzeugung der Stadtverordneten." Na wenn das Schwejk erfahren würde ... (ganzer Artikel in Tschechien Online)
Zu diesem Thema berichtet auch die Prager Zeitung.

FAZ: "San Francisco, Los Angeles und Chicago wollen Olympia"

Handelsblatt: "Londons Olympia-Kosten explodieren"
Stern: Athen 2004 "Olympia-Kater: Das dicke Ende kommt noch"
"Prag sagt ja zu Olympia 2016!"

Land der Atheisten?

"Die Hälfte der Tschechen glaubt nicht an Gott. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage, die vom Meinungsinstitut STEM durchgeführt wurde. Demnach bezeichnen sich 50 Prozent der befragten Tschechen als Atheisten und 26 Prozent als Gläubige. 24 Prozent wollen sich bei der Gottes-Frage nicht festlegen. Die Umfrage bestätigt ähnliche Ergebnisse der vergangenen Jahre und zeigt auch, dass nach wie vor Frauen religiöser als Männer sind. Mehr als die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass eine Kirche für einen „modernen Menschen“ nicht notwendig sei. Befragt wurden 1222 Tschechen, die älter als 18 Jahre alt sind."
Quelle: Katholische Nachrichten

Es stellt sich die Frage, warum sind soviele Tschechen Atheisten. In Polen bekennen sich 82 % zum katholischen Glauben. ImVergleich zu Statistiken in Wikipedia ist der Anteil an Atheisten in Tschechien an der Gesamtbevölkerung verhältnismäßig groß: "Nimmt man die religiöse Selbsteinschätzung der Bürger in Umfragen als Maßstab, so liegt in den Ländern der Europäischen Union der Anteil „überzeugter Atheisten“ bei ca. 5 %. Besonders hoch ist die Rate überzeugter Atheisten in Frankreich (14,6 %), und den neuen Bundesländern Deutschlands (21,7 %).[6] In den USA liegt die Zahl überzeugter Atheisten bei 1,2 % (Stand hier: 1990)."

Erklärung hierfür ist u. a. das Verbot der Katholischen Kirche während der kommunistischen Diktatur, in der der "Atheismus" fast als Staatsreligion galt, da kein Glaube anerkannt wurde. Es kam zu Verfolgungen und Unterdrückungen von Gläubigen.

Ich möchte an dieser Stelle Pavel Cernoch zitieren, der dieses Thema seinem Aufsatz "Europa an den Ufern der Moldau - Deutschland und die Europäische Union aus tschechischer Sicht" kurz anspricht:

"Als ich neulich nach Deutschland fuhr, fragte mich eine ältere Dame im Zug, warum wir Tschechen so ein gottloses Volk seien. Während die Polen doch gute Katholiken seien, herrsche bei uns der blanke Atheismus. Ich begann meinen Versuch, ein wenig Farbe in dieses schwarz-weiße Bild zu bringen, mit der tschechischen Reformation unter Jan Hus im frühen 15. Jh, dem Prager Fenstersturz im Jahre 1618 und der kläglichen Niederschlagung der böhmischen Prostestanten durch die Katholische Liga bei der Schlacht auf dem Weissen Berg 1620. Ich wollte gerade noch etwas über den Widerstand gegen die Re-Katholisierung unter den Jesuiten in 17. Jh. sagen, als ich bemerkte, wie sich die Mine meiner Gesprächspartnerin bei dem Wort “Hussiten” in einer Weise verzog, die erahnen ließ, daß vor Ihrem geistigen Auge nicht etwa Bilder von Martin Luther und der Reformation vorbeizogen, sondern eher grausige Vorstellungen von asiatischen Horden von Hunnen, Türken, Tataren oder gar der Roten Armee."

Links:
Wikipedia - Atheismus
atheismus-info.de



20070315

Tonspion

Ein Sprichwort im Deutschen besagt, dass der Ton die Musik macht. Dass es beim Thema Temelin wahrscheinlich schwer zu einer Einigung kommen wird, liegt u. a. auch am Ton, der von den Beteiligten gewählt wird. Als Beispiel hierfür eine Äußerung aus Österreich vom FPÖ-Umweltsprecher NAbg. Ing. Norbert Hofer: "Das Melker Abkommen ist völkerrechtlich bindend, es wurde von Tschechien gebrochen. Ich sehe nicht ein, warum sich Österreich in einer so wichtigen Frage für unsere Sicherheit auf der Nase herumtanzen lassen soll. Es gibt auch keinen Grund, den Vertrag als überholt oder nicht bindend anzusehen. Durch den EU-Beitritt Tschechiens hat sich daran nichts geändert - die rechtliche Lage genauso wenig wie das Sicherheitsrisiko, das das AKW Temelin darstellt." Gegen die Tschechische Republik kann also eine Völkerrechtsklage eingebracht werden, allerdings muss Tschechien dieser Klage zustimmen. "Wenn die Zustimmung verweigert wird, werte ich das als Eingeständnis Tschechiens, seine Pflichten aus dem Vertrag nicht erfüllt zu haben", so Hofer abschließend. (ganzer Artikel aus oekonews.at)
Eine Musik, die auf Kompromissbereitschaft und auf eine Lösung der Streitpunkte aus ist, klänge im Ton vielleicht anders.

20070314

Des Klima Wandels Graus heißt Klaus

Als George Bush den Klimawandel und die Erderwärmung in das Reich der Märchen verwünschte, resultierte mein Kopfschütteln aus der Erkenntnis, dass derUnterschied der polititschen Kultur in Europa und in den USA einfach zu groß ist.


Ganz ehrlich, mir persönlich fällt da nicht mehr viel, außer dass er vielleicht bei den vielen Ehrendoktorwürden, die er als Präsident erhalten hat, das "Ehren" überlesen hat, der Herr Doktor ...
Links zum Thema Klimawandel:
wikipedia - Globale Erwärmung

Krieg der Schweine

Was unterscheidet eigentlich Tschechen und Österreicher? Wer die Zeitung aufschlägt, kommt ironischerweise nicht um das Thema Temelin herum. Während also einige Österreicher eine Grenzblockade veranstalten, wegen Ihrer Befürchtung um die nicht zu kontrollierende Gefahr der Atomenergie in Form des Atommeilers Temelin in Tschechien, so blockieren einige Tschechen aus "näher liegenden" Gründen die Grenze.
Da nach Meinung der Bauern zu wenig tschechisches Schweinefleisch in Tschechien verkauft wird und zu viel österreichisches, ist eine Grenzblockade noch für diesen Monat geplant.

Der Unterschied liegt also vielleicht darin, dass dem Tschechen der Magen näher sei als seine Vorstellungskraft des Supergaus, währen der Österreicher sich dem Supergau hingibt und sich schon an das billigere tschechische Schweinefleisch im Supermarkt geöhnt hat, natürlich alles reichlich überspitzt gesagt ...

letzte Meldung 15.03.: "Nächste Runde im Fleisch-Streit" in Wirtschaftsblatt.at
oe24.at: "Schweine-Streit mit Tschechien"
Wirtschaftsblatt.at: "Schweinekrieg: Tschechen wehren sich gegen Fleischimporte"

Links:
Wikpedia - Schweinefleisch
Agenki.de - Ernährung Schwenefleisch

Am Ende des Straßemstrichs

Leider ist das Thema Prostitution immer noch im Tschechienbild verankert, was vor allen Dingen mit der zahlungskräftigen Kundschaft aus Deutschland und Österreich zusammen hängt. (Insgesamt stellen nach Schätzungen von Radio Prag ausländische Touristen 2/3 aller Kunden.) Nach einem Grundsatzrteil des tschechischen Verfassungsgerichts, haben nun Kommunen die Möglichkeit Prostitution aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. "Verfassungsrichterin Ivana Janu: 'Es geht darum, die öffentliche Sicherheit vor Ort sicherzustellen. Im Spiel sind Sitte und Moral. Es könnte das moralische Heranwachsen von Kindern und Jugendlichen bedroht sein.`
Diese Entscheidung kann zumindest das Erscheinungsbild Tschechischer Städte und Gemeinden verbessern, an dem Problem der (Zwangs)Prostitution wird sich nichts ändern. Dadurch, dass die Frauen nun aus dem öffentlichen Raum verschwinden werden, wird aber auch die soziale Kontrolle der Frauen, dadurch dass sie sich im öffentlichen Raum bewegen, wegfallen und sich diese Art von Prostitution im privaten und somit auch schutzloseren Bereich für die Frauen stattfinden. Im Gegensatz zu Deutschland (Prostitutionsgesetz), liegt auch noch kein Gesetz zur Prostitution vor, so dass die rechtliche Situation vonProstituierten und die Frage nach dem Straftatsbestand, Ordnungswidrigkeit oder nach der Anerkennung als Beruf nicht klar ist.
So berichten die Frankenpost: "Tschechien trifft Grundsatzurteil - Prostitution nicht mehr öffentlich", Tschechien Online: "Grundsatzurteil: Aus für Straßenstrich in Tschechien?" und das Oberpfalznetz: "Mehr "Sitte und Moral" im Grenzgebiet "

Links:
Wiener Prostitutionsgesetz
Tschechien Online: "Prager Straßenstrich und Kinderprostitution in Tschechien (Dossier) "

20070312

Atomkraft goldener Hände

In Tschechien ist man eigentlich stolz auf die eigenen "goldenen Hände". Dieses soll hier nicht in Abrede gestellt werden, doch fragt man sich, in wie fern hier Zukunft verschlafen wird und die goldenen Hände im Nuklearmüll versinken könnten. Dass der Atommeiler Temelin nicht zu den sichersten gehört ist bekannt und wird besonders gern in Österreich (auch oft überhöht) herausgestellt. Dass Premier Topolanek nun plant ein Atomforum in Prag zu organisieren, das eine Plattform für eine offene, professionelle und objektive Diskussion über künftige Chancen und Grenzen der Nuklearenergie sein würde, wird besonders mit Sorge in Bayern und Österreich betrachtet. Atomenergie ist vielleicht ein Weg, den CO2-Ausstoss bei der Energieproduktion zu verringern, aber mit vielen Risiken behaftet, vor denen auch die goldenen tschechischen Hände nicht zu einhundert Prozent Schutz bieten können. So berichtet die TAZ.


News - Tschechien Online: EU-Gipfel: Tschechien auf Seiten der Atomkraft-Befürworter

Net-Tribune.de: Nuklearbehörde nennt Vorfälle im AKW Temelin "inakzeptabel"

Atomkraft Risiken:

Greenpeace

Castor.de - Umweltbeeinträchtigungen und Risiken bei der Atomenergienutzung

NGZ Online: Atomenergie Keine Lösung für das Klimaproblem

Atomkraft Chancen:
Atomkraft contra Klimaschutz?
Polylog.tv - Fight Club Atomkraft Pro und Kontra (videocast)
eurotopics.net - Comeback der Atomenergie?

Večerníček tschießt tscharf

Es wird zur Zeit scharf geschossen in Tschechien. Aus Angst, dass eine Folge des tschechischen Sandmännchens ("Večerníček") zu einer "allgemeinen Aversion gegenüber Jägern führen könne", wurde eine offizielle Beschwerde beim Rundfunkrat eingereicht. In der ausgestrahlen Folge schießen Jäger auf einen Luchs und eine Hündin.
Da der Jägerverband nach dem Querschuss, laut in den Medien schießt, anstatt vielleicht ein Vorschlag zu einer jägerfreundlichen Folge à la "Der Jäger - dein Freund und Helfer" ;) lässt vielleicht doch auf den leicht "aggressiven" Charakter der Jäger sch(l)ießen, wenn sich da jemand einmal nicht selbst entlavt hat.... (ganzer Artikel auf Tschechien-Online.de)


Böhmisch-mährische Jägereinheit - ČMMJ
Jagdland Tschehchien
Radio Prag: "Jenseits des Halali: Was Jäger außerhalb der Jagdsaison tun"

20070308

... in die andere Richtung

Dass aber nicht nur eine Abwanderung von Tschechien nach Deutschland stattfindet, sondern es auch umgekehrt schon üblich ist in Tschechien zu arbeiten, darüber berichtet sz-online.de: "Elke Magera, Leiterin des Kontaktzentrums der Industrie- und Handelskammer in Plauen, bestätigt: „Deutsche Fachkräfte haben einen guten Ruf, werden von großen Maschinenbaufirmen und in der Automobilbranche gesucht. Diese Firmen sind auch meist bereit, deutschen Spezialisten mehr zu zahlen als in Tschechien üblich.“

Zahnkronjuwelen

Eines der großen Probleme, die man auch am eigenen Leib in Tschechien spüren kann, im wahrsten Sinne des Wortes, ist der Ärztemangel. So muss man im Vergleich zu Deutschland mit damit rechnen, überhaupt keinen Termin zu bekommen. (Ich musste zum Beispiel, nach dem ich nach Prag zog, meinen Arzt überreden, dass ich weiter bei ihm in Behandlung bleiben kann, was mir wahrscheinlich nur glückte, weil mein Tschechisch so schlecht war.) Die Gründe sind zum einen in der Abwanderung von Ärzten zu suchen, die u. a. in Deutschland ein mehrfaches verdienen können ("brain drain") und zum anderen am sogenannten "Gesundheitstourismus". Aufgrund der großen Preisunterschiede von Dienstleistungen im Gesundheitswesen, und hier besonders im Bereich der Zahnmedizin, nutzen immer mehr deutsche Patienten die Dienste tschechischer (grenznaher Zahnärzte). Dieses führt aber zu Verschärfungen, der schon vorhandenen Engpässe bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung in Tschechien.

So berichtet über diese Problematik die Netzeitung: "Für die Bewohner der grenznahen Regionen Tschechiens und Polens hat der Zustrom ausländischer Patienten aber auch seine Schattenseiten. Beim Zahnarzt müssen sie bisweilen mehrere Monate auf einen Termin warten - die Mediziner sind häufig schlicht ausgebucht. «Es gibt einen dramatischen Zahnärztemangel hier im Land», sagt Jiri Pekarek, der Präsident der tschechischen Zahnärztekammer. Die Universitäten bildeten nicht genügend Nachwuchs aus, klagt sein Verband. Schon heute sei jeder zehnte Zahnarzt in Tschechien eigentlich schon im Rentenalter."

Wikipedia: Ärztemangel