20070206

böhmisches Kopfschütteln

Einen schönen Artikel über spanische Dörfer, die uns böhmisch vorkommen, möchte ich an dieser Stelle einmal unkommentiert präsentieren. Anlass ist eine Broschüre des tschechischen Sozialministeriums, in der u. a. erklärt wird, dass Kopfschütteln Widerspruch signalisiert, wenn das einem nicht mal böhmisch vorkommt...

"Wenn wir über „böhmische Dörfer“ reden, dann meinen wir Orte wie Chrašticky, Nová Ves pod Pleší, Dolní Slivno oder Brví. Schon deren tschechische Schreibweise ist uns derart fremd, dass wir gar nicht erst versuchen, sie korrekt auszusprechen. Zu recht!

Wenn wir über Tschechien redeten, dann meinten wir bislang Prag, Pilsner, Karel Gott, Biene Maja, Milan Baros und Franz Kafka. Wir glaubten zu verstehen und sprachen „Knedlíky“ (Knödel, siehe Foto) ganz gelassen aus und die Prager fröhlich an. Zu unrecht, wie sich jetzt herausgestellt hat. Man hätte es ahnen können. Damit es künftig mit der Verständigung zwischen der tschechischen Bevölkerung und ausländischen Gästen besser klappt, hat das Prager Sozialministerium nun eine Broschüre mit dem schönen Titel „Handreichung für Tschechien“ herausgegeben. Darin ist schwarz auf weiß nachzulesen, was man als Ausländer in Tschechien zu tun hat – und was zu lassen. Vor allem letzteres kommt in Betracht, wenn es um Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung geht: So sollten Ausländer Tschechen offenbar nicht allzu lange die Hand schütteln, mit ihnen nicht über Politik reden und sich im Linienbus nur in Ausnahmefällen direkt neben sie setzen. Sollte sich ein Kontakt dennoch nicht vermeiden lassen, gibt das Ministerium folgende sachdienliche Hinweise: „In Tschechien ist die Frau ein gleichwertiger Gesprächspartner“ sowie „Kopfschütteln signalisiert Widerspruch“. (ganzer Artikel in der Pforzheimer Zeitung)

Dass man uns Ausländern auch das noch sagen muss, kommt uns allerdings eher spanisch denn böhmisch vor.
UPDATE: Hans-Jörg Schmidt:"Benimm-Fibel für Tschechien" in sz-online.de
Wikpedia: Kopfschütteln

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